Wienwoche: Was hast du mitbekommen? – Eine Frage nach Erinnern und Handeln
Wienwoche: Was hast du mitbekommen? – Eine Frage nach Erinnern und Handeln
Erbsenfabrik20.09.2015, 15:00
Sonntag, 20. September 2015, 15:00 – 19:00 Uhr
Detailprogramm
Diskussionscafé, Gespräche, Präsentationen
Maccabi-Turnhalle, BRICK-5, 1150, Fünfhausgasse 5, Eingang Herklotzgasse 21 (barrierefreier Zugang)
Mit Beiträgen von u. a. Sheri Avraham und Iris Borovčnik (Club Havera), Gitta Martl und Nicole Sevik (Verein Ketani), Vera Modjawer (Aktivistin), Udo Sürer (Rechtsanwalt) und Daria Deniz Sürer (Schülerin) sowie Vladimir Wakounig (Bildungswissenschaftler)
Was hast du mitbekommen? erkundet Handlungsmöglichkeiten, die sich aus der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit für die Gegenwart ergeben. Es wird über eigene Geschichten und gesellschaftliche Zusammenhänge reflektiert und diskutiert. Dabei geht es um die Frage: Was tust du mit dem, was du mitbekommen hast?
In Österreich beteiligte sich die Mehrheit der Bevölkerung an den nationalsozialistischen Verbrechen oder profitierte von ihnen. Ein entschlossener Bruch mit den Täter_innen blieb aus – stattdessen bestanden nach dem Zweiten Weltkrieg wesentliche Bedingungen des Nazismus in der Gesellschaft weiter fort. Bis heute sind für viele der ehemals Verfolgten Diskriminierung und Ausschluss Realität.
„Wir alle sind in solche Kontinuitäten verstrickt und haben doch unterschiedliche Positionen darin“, verdeutlicht die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen (ÖLGRF). Mit der Frage Was hast du mitbekommen? thematisiert die ÖLGRF das Fortwirken der NS-Vergangenheit in unserer Gegenwart und verschiebt damit den Blick vom Damals auf das Heute. Dabei sollen gemeinsam unterschiedliche Standpunkte und Möglichkeiten der Bezugnahme diskutiert werden, ohne sie gleichzusetzen: Wie beeinflussen unsere jeweiligen (Familien-)Geschichten unser heutiges Sprechen und Handeln? Worauf und auf wen beziehen wir uns, und von wem werden wir gehört?
Bei Was hast du mitbekommen? vermitteln Aktivist_innen und Künstler_innen in Projektpräsentationen und Gesprächen ihre Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit (Familien-)Geschichte(n). Anschließend können in moderierten Tischgesprächen einzelne Themen von allen Anwesenden in informeller Atmosphäre vertieft werden. „Ziel ist, gemeinsam Möglichkeiten aufzumachen, wie man sich – trotz unterschiedlicher Geschichten und Werdegänge – in der Gegenwart solidarisch aufeinander beziehen kann.“
Was hast du mitbekommen? ist der Auftakt zur Veranstaltungsreihe „whose story?“ der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen, begleitend zur Ausstellung über das Jugend-KZ Uckermark im Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung (JIFE) von 24. 9. bis 14. 12. 2015.
Beteiligte:
Vera Modjawer, Kindergartenpädagogin im Ruhestand, Tochter von Betty Hirsch, die 2 Jahre Einzelhaft in Aichach, 3 Jahre Auschwitz und Ravensbrück überlebte, Aktivistin des Wiener KZ-Verbandes und der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen.
Udo Sürer, Rechtsanwalt, Sohn eines SS-Soldaten und Ehrenbürger von Fivizzano (MS) und Daria Deniz Sürer, Schülerin, beide Protagonist_innen des Doku-Films „Die Stimme des Phepug„, 2011.
Sheri Avraham und Iris Borovčnik arbeiten als Club Havera an der Schnittstelle zwischen Poetik und Politik, Generationen und Geographien.
Gitta Martl und Nicole Sevik, Verein Ketani – Herausgeber_innen von „Uns hätte es nicht geben sollen. Drei Generationen Sinti-Frauen erzählen“.
Mirko Wakounig, Bildungswissenschaftler Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Vorstandsmitglied Initiative Minderheiten, Kärntner Slowene.
In Kooperation mit dem Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung und der Initiative für einen Gedenkort Uckermark. Die gesamte Veranstaltungsreihe findet mit Unterstützung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und des Zukunftsfonds der Republik Österreich statt.
Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen
Mehr Infos unter:
www.wienwoche.org/de/386/
www.facebook.com/
www.uckermark-projekt.org/